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Häufig gestellte Fragen
1 Was bedeutet "Kieferorthopädie"?
Die Kieferorthopädie / Orthodontie ist ein Spezialgebiet der Zahnheilkunde, das sich mit der Behandlung der Fehlstellung der Kieferknochen und der Zähne befasst.
2 Gibt es heute mehr Kieferanomalien als früher?
Ja. Offenbar entwickelt sich unser Kauorgan unter dem Einfluss der Zivilisation nicht mehr richtig. Man vermutet, dass dies mit der Ernährung zusammenhängt.
Funde von Schädeln unserer Vorfahren zeigen, dass diese weniger Kieferanomalien hatten als wir sie heute sehen.
3 Werden Kieferanomalien vererbt?
Teilweise ja. Ein Beispiel ist die Progenie (vorstehender Unterkiefer), die schon bei den Habsburgern und den Medici auf den Gemälden der Familienmitglieder festgehalten wurde.
4 Haben Umwelteinflüsse auch eine Bedeutung?
Man schätzt den Einfluss von Umwelteinflüssen und Erbanlage heute etwa gleich groß ein.
5 Ist Vorsorge möglich?
Ja. Gesunde und ausgewogene Ernährung wirkt sich auch günstig auf die Gebissentwicklung aus. Zu viel Süßes, Zuckertees usw. führen zur Zerstörung der Zähne durch Karies! Ein zu früher Verlust der Milchzähne hat fast immer kieferorthopädische Probleme zur Folge. Permanente Mundatmung, intensives Daumenlutschen, Nägelkauen usw. beeinträchtigen ebenfalls die Gebissentwicklung.
6 Lohnt es sich, auch Milchzähne mit Füllungen zu versorgen?
Unbedingt. Die Milchzähne haben unter anderem die Aufgabe, den Platz für die bleibenden Zähne aufrechtzuerhalten (Platzhalterfunktion).
7 Wann sollte mit einer Behandlung begonnen werden?
Bei den meisten Patienten wird die Behandlung zwischen dem 10. und 14. Lebensjahr begonnen.
Es gibt aber Befunde, bei denen es sehr günstig ist, schon früher zu beginnen. Fragen Sie Ihren Zahnarzt bei der halbjährigen Routinekontrolle.
8 Bis zu welchem Alter kann man kieferorthopädisch behandelt werden?
Die Zahnstellung kann während des gesamten Lebens verändert werden. Daher ist eine Behandlung auch beim Erwachsenen ohne weiteres möglich. Lediglich die Steuerung des Kieferwachstums - wie etwa die Vorverlagerung des Unterkiefers - bleibt Patienten vorbehalten, die sich noch in der Wachstumsphase befinden.
9 Wer bezahlt die kieferorthopädische Behandlung?
Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten. Die Behandlung muss von der Kasse genehmigt werden. Während der Behandlung müssen die Eltern 20% beim ersten Kind und 10% bei jedem weiteren Kind hinzu bezahlen. Dieser Eigenanteil wird nur nach erfolgreicher Behandlung von der Kasse zurück erstattet.
10 Wer bezahlt die kieferorthopädische Behandlung Erwachsener?
Hier übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten nur bei schweren Fehlbildungen, die chirurgisch und kieferorthopädisch behandelt werden müssen.
11 Wie lange dauert denn so eine Behandlung?
Im Durchschnitt 2-3 Jahre. Das hört sich sehr lang an, doch muss man bedenken, dass das Kauorgan sich ja entwickelt und dass die Zähne nicht auf einen Schlag durchbrechen.
In der Regel wird die Behandlung erst beendet, wenn alle bleibenden Zähne mit Ausnahme der Weisheitszähne durchgebrochen sind.
12 Herausnehmbare oder festsitzende Klammer - was ist besser?
Das kann man nicht pauschal beantworten. Einfachere Zahnfehlstellungen kann man mit herausnehmbaren Spangen korrigieren. Bei komplizierteren Abweichungen führt die festsitzende Spangen zum Erfolg. Oft werden auch beide Spangenarten im Verlauf der Behandlung verwendet.
13 Bei mir sollen bleibende Zähne gezogen werden. Ist das richtig?
Manchmal ist der Kiefer nicht groß genug, damit alle Zähne Platz finden. Daher kann es notwendig sein, bleibende Zähne zu ziehen, damit die anderen Zähne sich überhaupt einordnen können.
Fragen Sie unbedingt Ihren Kieferorthopäden!
14 Gibt es Risiken bei der Behandlung?
Wie bei allen medizinischen Maßnahmen gibt es auch bei der kieferorthopädischen Behandlung Risiken. Zum Glück treten Komplikationen nur selten auf. Ihr Kieferorthopäde informiert Sie ausführlich über mögliche Nebenwirkungen und was man dagegen tun kann.
15 Hat man Schmerzen bei der Behandlung?
Schmerzen können kurzfristig auftreten. Unmittelbar nach dem Einsetzen einer festsitzenden Apparatur empfindet man ein Druckgefühl an den Zähnen, das nach etwa 3 Tagen wieder verschwindet. In besonderen Fällen kann man sich mit einem leichten Schmerzmittel behelfen. Dies sollte mit dem Kieferorthopäden abgesprochen werden.
16 Ich bin allergisch gegen Nickel. Ist eine kieferorthopädische Behandlung möglich?
Heute ist es möglich, eine Behandlung ausschließlich mit nickelfreien Materialien durchzuführen. Sie sollten Ihren Kieferorthopäden unbedingt bei Behandlungsbeginn über Allergien und Unverträglichkeiten informieren, damit er die richtige Auswahl treffen kann.
17 Mein Kind lutscht immer noch am Daumen. Was kann man tun?
Daumenlutschen bei Kindern älter als 3 Jahre führt häufig zu Zahn- und Kieferfehlstellungen. Deshalb sollte sich das Kind das Lutschen abgewöhnen. Es gibt viele Tricks, wie man dies erreicht. Am besten ist es, wenn das Kind selbst damit aufhören will. Manchmal ist es sinnvoll, einen Kieferorthopäden oder (Schul-)psychologen zu Rate zu ziehen.
18 Mein Kind lispelt und wird deswegen oft gehänselt. Hat die Zahnstellung etwas damit zu tun?
Oftmals ja. Lassen Sie Ihr Kind einmal zubeißen und schauen Sie von vorn auf die Zähne. Wenn Sie das Innere der Mundhöhle zwischen den Schneidezähnen sehen können, ist die Zahnstellung mit verantwortlich für diesen Sprechfehler.
19 Unser Sohn ist als kleiner Junge auf den Mund gefallen. Jetzt kommt ein Zahn nicht durch. Woran liegt das?
Bei einem Sturz im frühen Kindesalter sind oft die Milchzähne betroffen. Dadurch können die Keime der bleibenden Zähne, die sich zu diesem Zeitpunkt schon im Kiefer entwickeln verletzt werden. Ein Röntgenbild verschafft hier Klarheit. Es kann nämlich auch sein, dass der bleibende Zahn von Natur aus nicht angelegt ist.
20 Müssen alle Weisheitszähne entfernt werden?
Nein. Nur wenn sie verlagert sind oder keinen Platz im Kiefer finden, ist eine Entfernung notwendig.
21 Verursachen die Weisheitszähne Zahnfehlstellungen?
Das ist umstritten. Bei manchen Patienten scheint es nahe zu liegen, dass die Weisheitszähne eine Schubwirkung auf die anderen Zähne ausüben. Viele Menschen haben aber gar keine Weisheitszähne, und trotzdem kommt es zu ganz ähnlichen Zahnfehlstellungen.
22 Mit 14 hatte ich wunderschöne Zähne. Jetzt bin ich 21 und im Unterkiefer stehen die Zähne ganz eng. Muss man dies behandeln?
Das kommt bei vielen Menschen vor. Die Zähne haben eine eingebaute Neigung, nach vorn zu wandern. Ab einer bestimmten Ausprägung eines solchen Frontengstands ist eine Behandlung sinnvoll, um späteren Schäden vorzubeugen. Fragen Sie Ihren Kieferorthopäden.
23 Ich bin 52. Innerhalb von 6 Monaten sind alle meine Zähne nach vorn gekippt, und ich habe plötzlich hässliche Lücken. Was kann man da machen?
Bei einer Erkrankung des Zahnhalteapparates treten oft ausgedehnte Zahnwanderungen auf. Um das Ausfallen der Zähne zu vermeiden, muss unbedingt eine Zahnfleischbehandlung durchgeführt werden. Danach können die Zähne mit einer kieferorthopädischen Apparatur wieder zurückbewegt werden.
24 Ich habe gehört, es gibt auch unsichtbare Klammern. Stimmt das?
Eine festsitzende Apparatur stört viele Menschen, einfach weil man sie sehen kann. Es gibt Keramikbrackets, die kaum sichtbar sind. Leider ist eine Behandlung mit solchen Brackets kostspieliger.
25 Keramikbracket - was ist denn das?
Brackets sind die Bestandteile einer festsitzenden Klammer, die auf den Zähne befestigt werden. Normalerweise bestehen diese Brackets aus rostfreiem Edelstahl. Es gibt jedoch auch Brackets aus durchsichtiger oder zahnfarbener Keramik, die schöner aussehen. Leider haben sie auch Nachteile, wie höhere Bruchempfindlichkeit, schwierigere Handhabung und Entfernung.
26 Ich spiele Trompete. Kann ich trotzdem kieferorthopädisch behandelt werden?
Ja. Nur bei wenigen Instrumenten (Trompete, Posaune, Querflöte) kommt es gelegentlich zu Beeinträchtigungen, die jedoch nach kurzer Eingewöhnungszeit wieder verschwinden.
Selbst Berufsmusiker können behandelt werden.
27 Werden die Zähne durch eine festsitzende Klammer beschädigt?
Moderne Brackets werden auf die Zähne aufgeklebt. Dazu muss der sehr glatte Zahnschmelz vorbehandelt werden. Da dies nur sehr oberflächlich geschieht, nehmen die Zähne keinen Schaden.
28 Nach der Entfernung meiner festen Klammer habe ich weiße Flecke auf den Zähnen. Wie kommt das?
Wenn man eine feste Apparatur trägt, müssen die Zähne sehr gründlich gereinigt werden. Ist man hier nachlässig, sammeln sich Zahnbeläge rund um die Brackets an. Hier wimmelt es nur so von Bakterien, die Zucker in Säure umwandeln. Die Säure greift die Zahnoberfläche an und verursacht die weißen Flecke. Ist der Zahn immer sauber, kann dies nicht passieren.
29 Jetzt habe ich aber diese weißen Flecke. Was kann man tun?
Durch eine wiederholte intensive Behandlung der betroffenen Zahnoberfläche mit einem fluoridhaltigen Gel können die weißen Flecke wieder zum Verschwinden gebracht werden.
Sprechen Sie mit Ihrem Kieferorthopäden.
30 Müssen heute denn alle Kinder zum Kieferorthopäden?
Nein, natürlich nicht alle. In der Bundesrepublik werden aber immerhin etwa 60% aller Kinder bzw. Jugendlichen kieferorthopädisch behandelt, weil ein Behandlungsbedarf erkannt wurde.
31 Was bedeutet "Brackets"?
Brackets sind festsitzende kieferorthopädische Geräte und bestehen aus mehreren Teilen: den eigentlichen Brackets (engl. Träger, Stütze, Klammer), die auf die Zähne geklebt werden, und aus einem "Spannbogen", der die von ihm erzeugte Kraft auf die Zähne überträgt.